Gleich zu Beginn des Konzerts der Germania Lorsch in der gut gefüllten Mehrzweckhalle Einhausen gab es einen kleinen Wackler im Eröffnungslied ‚Ein Lied kann eine Brücke sein‘ von Joy Fleming. Für die zahlreichen Zuhörer kaum merklich, wurde der Einsatz in einer Liedpassage etwas zögerlich angegangen. Vielleicht war es aber dieser kleine Fauxpas, der die Sänger stimulierte und der eine hohe Qualität der folgenden Liedvorträge folgen ließ. Ein häufiger Besucher der Germania-Konzerte, selbst Musiker, äußerte sich am Ende des nahezu zweistündigen Konzerts: „Heute ist der Chor über sich hinausgewachsen!“
Die Konzertveranstaltungen wurde bestritten von den drei Chorformationen des Männergesangvereins: Germania-Chor, TaktFest und Stimmpuls. Es sollte ein Abend der musikalischen Überraschungen werden. Klemens Diehl-Blust, Vorsitzender der Germania, hatte in seiner Begrüßung eigens daraufhin gewiesen, denn ein gedrucktes Konzertprogramm gab es für die Besucher nicht. Der Titel des Chorkonzerts ‚Songs of the world‘ lies der Phantasie einen großen Spielraum und einen bunten Song- und Stilmix erahnen.
In den beiden Konzerthälften traten die Chöre in wechselnder Reihenfolge auf, beginnend mit dem Germania-Chor, darunter der älteste Sänger des Chorvereins, Hermann Massoth, 91 Jahre. Der Konzerteinstieg dieser Chorformation wurde mit Arrangements von Melodien wie ‚Die Gitarre und das Meer‘ ‚Solang man Träume noch leben kann‘ und ‚Dona Maria‘ bestritten. Das Publikum goutierte es mit genüsslichem Applaus.
															Der Taktfest-Chor tauchte ein in andere Genrewelt: ‚Skyfall‘, ‚Tears in Heaven‘. In deutscher Sprache eines der gefühlvollsten Lieder der neueren Chorliteratur ‚Ich seh dich‘ von Maybebop. Erst die präzise Intonation und die nachhaltigen Piano-Passagen lassen den Song zu einem Gänsehaut-Ereignis werden. Als Wechselbad dazu ein Rocksong: ‚Take me to church‘ von Hozier. Mit Nils Engel als Solisten wurde die Bandbreite von ‚laut-leise‘, von choralähnlichen und von dramatischen Teilen derart überzeugend präsentiert, dass viele Konzertbesucher im Anschluss mehr über diesen aufregenden Song wissen wollten.
Nils Engel, Germanias zweiter Vorsitzender, berichtete in seiner Zwischenmoderation: Germania war im letzten Jahr der Chor des Sängerkreises Bergstraße mit den meisten Neuzugängen und wurde dafür auch prämiiert. Die zahlreichen interessierten Sänger, einige davon ohne erprobte Singpraxis, wollten und sollten in die bestehenden Chorformationen der Germania integriert werden. Vor allem Daniel Hartnagel hatte sich der Aufgabe angenommen, die ‚Jungsänger‘ auf ein gutes Niveau zu heben. So hat er etliche Male in den Pausen während der Chorproben für die Neuen die Theorie hinter dem Gesang vermittelt. Ein gelungenes Unterfangen, denn von abweichender Intonation war während des Konzerts nun wirklich nichts zu hören. Im Gegenteil, es ging musikalisch sehr harmonisch zu.
Gleichzeitig wurde im Gesangverein aber auch eine neue Chorformation ‚Stimmpuls‘ ins Leben gerufen. Der ‚Mini‘-Chor mit acht bis zehn Stimmen wagt sich an Stücke heran, die eine sängerische Herausforderung sind. Und so stand der Stimmpuls-Chor beim Germania Konzert erstmals mit vier Titeln auf der Bühne, darunter ‚Ein Freund, ein guter Freund‘ aus den dreißiger und das swingende ‚Sh-Boom‘ aus den fünfziger Jahren. Der kräftige Applaus machte deutlich, dass dieses Projekt bestens gestartet ist.
															
															Das abwechslungsreiche Liedprogramm, zusammengestellt und einstudiert von Marc Bugert, dem musikalischen Leiter der Germania, gewann im Laufe des Konzerts immer mehr hinzu. Bugert war fasziniert, denn Chor und Publikum schienen zeitweise zu verschmelzen. Bei den a cappella-Passagen von ‚Männer‘, Grönemeyer, hätte man in den kurzen Gesangspausen des Liedes den Fall einer Stecknadel hören können.
Mit Yannick Schmitt stand ein weiterer Solist am Bühnenrand. Er sang in überzeugender Manier die Melodie zu John Legends ‚All of me‘ und er beendete zusammen mit allen Sängern die gesamte Veranstaltung mit dem Gassenhauer ‚Rock me‘. Ab diesem Zeitpunkt hielt es niemanden mehr auf den Stühlen: ‚Standing ovations‘. Das Publikum war begeistert und die Sänger begriffen zum ersten Mal, dass sich die intensive Zeit des Probens mehr als ausgezahlt hatte.