Es war einer dieser wunderbaren Momente, die einen besonders berühren, auch vielleicht deshalb, weil man es so nicht erwartet hatte. Die Rede ist vom Konzert der Germania-Chöre ‚TaktFest‘ und ‚Stimmpuls‘ im Nibelungensaal des alten Lorscher Rathauses.
Das Konzept der Veranstaltung war: Konzert ohne ‚Schnickschnack‘, ohne Technik, mit einem kleinem Publikumskreis. Mit anderen Worten, ein Auftritt wie im Wohnzimmer, ‚unplugged‘, ein bislang von der Germania nicht durchgeführtes Format.
Die Vorzeichen allerdings waren alles andere als ideal. Nur zwei Chorproben für ‚TaktFest‘ konnten im Vorfeld absolviert werden, um die geplanten Lieder in den Griff zu bekommen – dies aufgrund des erst vor kurzem gemeisterten Weihnachtskonzert am Heiligabend. Noch eingeschränkter sogar war die Probenzeit für den Stimmpuls-Chor. Zudem hatte niemand Erfahrung mit dem Rathaussaal als Klangraum. Auch überraschte der im Saal vorhandene Konzertflügel während der Generalprobe ob seiner kräftigen Dynamik und schien mächtiger als der Gesang zu sein. So waren einige Kummerfalten bei den Sängern zu sehen. Überdeckt der eigentlich begleitende Flügel den Chorgesang? Bekommen wir die stimmlichen Wackler in den Griff? Schließlich bedeutet kleiner Raum und Publikumsnähe auch, man kann sich nicht ‚verstecken‘, Schnitzer überdecken, alles liegt offen.
In den späten Nachmittagsstunden des Konzerttags füllte sich dann der Nibelungensaal allmählich. Gerade einmal fünfundsechzig Konzertbesucher konnten aufgrund der Größe des Raums platziert werden. Viele davon betraten erstmalig diesen Saal. Für sie überraschend waren das gediegene Ambiente und die historisierende Wandbemalung mit Szenen aus der Geschichte des Klosters Lorsch und des Nibelungenlieds. Zusätzlich wirkten die Kerzen des Leuchters auf dem Flügel wie ein ‚Tüpfelchen auf dem i‘.
															
															Nachdem die achtzehn Sänger des ‚TaktFest‘-Chores mit ihrem Chorleiter Marc Bugert sich formiert hatten und die ersten Töne von Westernhagens ‚Freiheit‘ erklangen, wurde rasch deutlich, dass die Bedenken zum neuen Format ‚Wohnzimmerkonzert‘ überflüssig waren. Ein leerer Saal präsentiert sich akustisch anders als ein voller. Flügel und Chor wurden zu gleichberechtigten Partnern. Spür- und hörbar gelang es ‚TaktFest‘ die musikalischen Emotionen der Lieder auf das Publikum zu übertragen, das dieses goutierte. Die Lieder in ihrer Folge, die einzelnen Auftritte, alles von den Zuhörern mit kräftigem Applaus honoriert. Die kleinere Chorformation ‚Stimmpuls‘ vermochte mit zwei Gospel-Songs und dem Klassiker ‚Ein Freund, ein guter Freund‘ zu überzeugen. In den Balladen ‚I am Sailing‘ und ‚All of me‘ und Yannick Schmitt als Solist sowie ‚Take me to Church‘ mit Nils Engel fand das Konzert seinen Höhepunkt. Schwungvoll (Rama Lama Ding Dong, Barbar Ann) klang das vermeintliche Experiment ‚Wohnzimmerkonzert‘ aus. Applaudiert wurde schließlich im Stehen, die Gesichter der Chorsänger und ihres musikalischen Leiters Marc Burgert strahlten.
															Und so bewertete Marc Bugert in der folgenden Probenstunde den Auftritt: „Es war für mich das beste Konzert von Taktfest und ich bin sehr stolz auf die Leistung der Sänger.“
															Das gab es zuhören:
TaktFest
Freiheit – Marius Müller-Westernhagen; Untreue – Friedrich Silcher;  Männer – Herbert Grönemeyer; Ubi Caritas – Roger Emerson; Kyrie – Piotr Janczak; Hallelujah – Leonard Cohen; Tears in Heaven – Eric Clapton; Can´t help falling in Love – Elvis Presley; All of me – Toby Gad; I am sailing – Gavin Sutherland; Take me to Church –  Andrew Hozier-Byrne; Rama Lama Ding Dong – George Jones jr.; Barbar Ann – Beach Boys; Gute Nacht Freunde – Reinhard Mey; Angels – Robbie Williams.
Stimmpuls
Soon ah will be done – William L. Dawson; Ein Freund, ein guter Freund – Werner Richard Heymann, Robert Gilbert;  This little Light of Mine – trad.
Take me to church – Konzertmitschnitt. Handy-Aufnahme