Germanias 2020

Als im Januar 2020 nach einer Vorstandssitzung die Spendenbox des Weihnachtskonzerts geöffnet wurde, da war die Überraschung groß. Noch nie wie war derart viel für karitative Zwecke gespendet worden, eine Belohnung für einen gelungen Chorauftritt am Heiligen Abend. Vieles war für das  neue Jahr in Planung, im Zentrum dabei das Konzert im November zum 10jährigen Bestehen des TaktFest-Chores. Gleich beim Neujahrsempfang der Stadt Lorsch konnte der Chor sein Können unter Beweis stellen. Anfang März wurde ein neuer Projekt-chor ‚Vocal Men Power‘ als Unterstützung für das Jubiläumskonzert ins Leben gerufen. Der große Zustrom singfreudiger Männer bestärkte den Vorsitzenden Klemens Diehl-Blust in seiner Einschätzung: ‚Es wird ein besonderes Jahr!‘

Dies sollte es auch werden, doch völlig anders als erwartet. Unmittelbar darauf erfolgte der erste Lockdown, die Corona-Seuche hatte auch bei der Germania Lorsch die Geschicke übernommen. Der Probenbetrieb musste für alle Chöre eingestellt, die jährliche Mitgliederversammlung verschoben und dann gänzlich storniert werden, auch das Hoffest konnte nicht stattfinden. Als dann die Sänger Engelbert Heinz und Bertolt Geis verstarben war es nicht einmal möglich, sie auf ihrem letzten Weg mit einem Sängergruß zu begleiten. Damit wurde deutlich, die aktuelle Lage lies nicht anderes zu: alte Traditionen mussten gebrochen werden, die Einschnitte ins Vereinsleben waren gravierend

Germania wäre nicht Germania, würde man nicht stets nach Lösungen auch in verzwickten Situationen suchen. So schuf der Gesangverein – nach der ersten Lockerung der allgemeinen Einschränkungen – für alle ambitionierten Sänger des TaktFest-Chores die Möglichkeit von Chorproben in kleiner Besetzung, entsprechend der räumlichen Gegebenheiten des Sängerheims. Drei mal Sieben à 45 Minuten war die Devise für einige Wochen. Sehr intensiv, da das gut geschulte Ohr des musikalischen Leiters Tobias Freidhof auf stimmliche Inkorrektheiten unmittelbar hinweisen konnte. Aber hilfreich war es enorm, diese zeigte der Überraschungsauftritt beim Lorscher Sommerpark. Die mit persönlichem Abstand vorgetragenen Lieder, eingeübt in Armin Daubs Garten, machten dem Chornamen TaktFest Ehre und gefiel dem Publikum an diesem lauschigen Sommerabend außerordentlich.

Im nachsommerlichen Probebetrieb war es die Montagehalle von Arno Marquardt, Industriemontagen, die das Sängerheim ersetzen sollte. Ein riesiges Raumvolumen, geöffnete Tore, Singen mit Abstand: damit konnte man das Infektionsrisiko klein gehalten werden, so dass auch endlich wieder der Gesamtchor zur Singstunde zusammenkam, ein Angebot, das von den allermeisten gerne genutzt wurde. Es zeigte sich auch, Singen mit Distanz schult das Ohr und die gesangliche Ausdruckskraft. Erste Demoaufnahmen für die Einspielung einer geplanten CD stellten dies unter Beweis. Unterstützt wurde alles von der Akustik der Marquardt Industriehalle, die ein wenig an einen Kirchenraum erinnert.

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Alles schien also nach vorne zu gehen. Wenn auch mit Einschränkungen, man hätte damit weiter singen, sein Repertoire erweitern und sich vorbereiten können auf das Weihnachtskonzert 2020. Leider setzten steigende Corona-Fallzahlen und die amtlichen Verordnungen dem ein jähes Ende. Anfang Oktober kam alles zum Erliegen. Ein Chor ist nun einmal das Gegenteil von Isolation und Quarantäne, wie dies zur Bekämpfung der Pandemie angestrebt wird. Und so konnte auch der 90zigjährige Geburtstag von Philipp Pfeifer, Sänger bei der Germania seit 73 Jahren, musikalisch nicht begleitet werden. Als letzte große Vereinsveranstaltung des Jahres drohte auch dem Schlachtfest der Germania das Aus, hätte man nicht mit dem genialen Konzept eines ‚Schlachtfestes für zuhause‘ eine Alternative geschaffen. Gerne wurden von Sängern, Freunden und Förderern des Vereins frische Schlachtwürste in großer Zahl bestellt. Der Lieferdienst tat ein Übriges, um dieses ‚Fest‘ zum Erfolg in schwierigen Zeiten werden zu lassen.

Doch das besondere jährliche Highlight, das Konzert am Heiligen Abend, es ist durch nichts zu ersetzen. Bleibt zu hoffen, das es die Bedingungen im neuen Jahr 2021 wieder zu lassen.

So blickt Germania Lorsch mit Spannung und ganz viel Hoffnung in das neue Jahr. Und drei neue aktive Sänger, die in diesem Jahr zum Chor gestoßen sind, bezeugen, dass Gesang im Männerchor attraktiver ist denn je zuvor.

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