‚Hallo, guten Abend!‘ Tobias Freidhof, musikalischer Leiter der Germania Lorsch begrüßt die Sänger des Taktfest-Chores zur Probenstunde. ‚Erstmal lockern, Schulter ohne Spannung, aufrecht, in den Bauch einatmen und mit f, s, sch wieder ausatmen‘. Es fühlt sich an wie jede Chorprobe, ist es aber nicht. Die Corona-Verordnung lässt nicht anders zu, das Sängertreffen ist online. Freidhof nutzt die einzige Chance, die unter den Bedingungen des Lockdowns für Chorgesang noch übrigbleibt, das Üben am Bildschirm.
Allerdings bedeutet Chorgesang Singen in der Gemeinschaft, zum gleichen Zeitpunkt, am gleichen Ort. Die Nutzung von Online-Plattformen kann kein adäquater Ersatz sein, da die präzise Gleichzeitigkeit nicht gewährleistet ist, ganz abgesehen davon, dass einige der Sänger nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen. Aber es hat auch sein Gutes. Die Lieder aus dem Repertoire werden in ihren schwierigen Passagen beackert, jeder Einzelnen kann seine Stimme intensiv üben – die Ohren der anderen mögen es verzeihen. Bereits nach einige Treffen bescheinigt Tobias Freidhof den Teilnehmern gesangliche Fortschritte durch diese Übungen. So sind alle gespannt, wie sich am Ende der Pandemie alles beim ersten gemeinsamen Treffen zum neuen Chorgesang zusammenfügen wird.
Insgesamt schätzt Klemens Diehl-Blust, 1. Vorsitzender, die Lage so ein: ‚Der Verein befindet sich in einem Narkosezustand, denn das, was einen Gesangsverein auszeichnet, regelmäßige Präsenz-Singstunden, Auftritte, Vereinsfeste, das Zusammensein der Sänger, Vereinsmitglieder und Freund*innen, dies alles ist seit über einem Jahr nicht mehr möglich.‘ Wie es nach dem Erwachen weitergeht, ist also noch offen. Schließlich wird auch die finanzielle Situation immer angespannter, denn die abgesagten Feste haben auch Einnahmeverluste zur Folge, die Ausgaben bleiben jedoch nahezu unverändert.
Indes hat die kurze Lockerung im letzten Jahr gezeigt, – damals waren Proben unter Auflagen möglich waren, wobei Germania dabei die Montagehalle der Firma Marquardt nutzen konnte – wenn zulässig, sind nahezu alle wieder da. Auch das ‚Schlachtfest für zuhause‘ im letzten November stellte etwas Nähe zum Verein und seinen Freunden her, denn die Beteiligung war überwältigend. Es bleibt also das Gefühl, wenn einmal das Ende der ‚Narkose‘ eingeleitet ist, könnte Germania Lorsch mit neuem Glanz auf die Bühne der Männerchöre zurückkehren, vielleicht schon beim Weihnachtssingen am Heiligen Abend.
Wer den MGV Germania Lorsch 1898 e.V. unterstützen möchte, kann dies gerne durch eine Mitgliedschaft oder Spende tun. Bankverbindung: DE95 5095 0068 0002 0325 22, Sparkasse Bensheim.