Seit 65 Jahren Sänger bei Germania Lorsch: Hermann Massoth

Es ist ein Jubiläum, das in unseren schnelllebigen Zeiten staunen lässt. Und doch kommt es immer wieder einmal vor: 65 Jahre aktive Beteiligung in einem Verein, einem Chor. Dieses Jahr ist der 92-jährige Hermann Massoth der Jubilar.
Geehrt wurde er während einer Veranstaltung in Unterabtsteinach vom Sängerkreis Bergstraße. Landrat Christian Engelhardt und Kreisvorsitzender Joachim Kunkel zollten ihm ihre Anerkennung – und Germania Vorsitzender Klemens Diehl-Blust ließ es sich nicht nehmen, Massoths Fahrdienst bei diesem Anlass zu übernehmen.

Ehrung Sängerkreis. Foto Diehl-Blust

Genau genommen ist Hermann Massoth bei Germania ein Spätberufener, denn viele Sänger traten ‚in den guten alten Zeiten‘ bereits mit 17 Jahren in den Chor ein. Massoth war 27 als er seine aktive Sängerschaft in unserem Verein begann. Gesangserfahrung brachte er aber mit. Einige Jahre hatte er im Kirchenchor der St. Nazarius- Gemeinde mitgewirkt, bevor dieser damals eingestellt wurde. Aus dieser Zeit dürfte Massoths Fähigkeit stammen, alle Kirchenlieder, Text wie Melodie, ohne ein ‚Gotteslob‘ in der Hand auswendig mitsingen zu können.
Auf der Suche nach einem neuen Wirkungsumfeld gab es in Lorsch für ihn seinerzeit zwei Möglichkeiten, Liederkranz oder Germania. Massoths Schwager, Karl Frey, leistete jedoch erfolgreich Überzeugungsarbeit: „Du gehst zur Germania!“ Seitdem ist er ein verlässlicher Mitsänger im ersten Bass des Chores, auch als er in seiner beruflichen Zeit im Schichtdienst beschäftigt war, und dies über 40 Jahre.

Gratulanten
Heinz Ritsert montiert die Ehrennadel

Gefragt nach einem herausragenden Ereignis in den vielen Jahrzehnten, weiß Hermann Massoth von einem Chorwettbewerb unter dem Dirigenten Gregor Lehr zu berichten. Man habe damals ein ‚Vater unser‘ einstudiert, dass extrem schwierig zu singen war. Dieses Lied wollte man den Bewertungsrichtern des Wettbewerbes vortragen.
Allerdings war die Stimmung unter den Sängern vor ihrem Auftritt sehr angespannt und nervös, hatte man doch erfahren, dass der Komponist des ‚Vater unser‘ Jurymitglied war. Gleichwohl lief der Liedvortrag sehr gut und die Freude darüber steigerte sich mit der Verkündung der Jury-Bewertung noch. Germania hatte den Wettbewerb gewonnen. Und der Komponist äußerte sich in etwa wie folgt: Der Germania Chor habe das ‚Vater unser‘ besser gesungen, als er es komponiert hätte.

Auch bei der diesjährigen Generalversammlung des MGV Germania 1898 Lorsch e. V. wurde Hermann Massoth geehrt. Neben Urkunde, Reversanstecker und Wein gab es zusätzlich außergewöhnlich langen und kräftigen Applaus, ein Zeichen seiner Beliebtheit in der Chorgemeinschaft.

Nachtrag:
Der Komponist des ‚Vater unser‘ ist Arnold Kempkens. Er hat ein Notenblatt, wahrscheinlich anlässlich des von Hermann Massoth erinnerten Gesangswettbewerbs, signiert. In der Chronik ist über das Punktewertungssingen am 12. Juni 1977 Folgendes eingetragen: „Unbeschreiblicher Jubel brach im Festzelt aus, als die Wertung bekannt gegeben wurde. Die Germania wurde Klassensieger… Diese Leistung war einer der größten gesanglichen Erfolge der Germania.“

Notenblatt mit Unterschrift Arnold Kempkens